The Great Taking: Wie sicher ist die Verwahrung von Aktien?
Sehr geehrte Privatanleger,
seit dem Jahr 2023 sorgt das Buch „The Great Taking“ (dt. Titel: „Die große Enteignung“) von David Rogers Webb, einem ehemaligen Hedgefondsmanager, in kritischen Kreisen für Furore. Ich hatte es zeitnah zur Veröffentlichung gelesen und werde immer wieder darauf angesprochen.
Webb argumentiert, dass die Behörden im Hintergrund die Grundlagen für eine Enteignung auch von Sondervermögen (Aktien-, Anleihen-, ETFs) schaffen. Webbs Recherchen sind zutreffend und wichtig für informierte Anleger. Dennoch bin ich bei ultimativ vorgetragenen Prognosen vorsichtig. Die Wirklichkeit ist nicht schwarz oder weiß, sondern hat viele Grautöne.
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Jede Anlageklasse – ob Aktien, Anleihen, Währungen oder Edelmetalle – bringt spezifische Chancen und Risiken mit sich. Deshalb sollten Sie regelmäßig die Aufteilung gemeinsam mit einem Experten überprüfen. Das Team der Max Otte Fonds nimmt sich im Rahmen eines kostenfreien Vermögenschecks die Zeit, mit Ihnen Ihre finanziellen Ziele zu besprechen.
Die Staatsschuldenkrise könnte eine Neuordnung des Finanzsystems auslösen
Worum geht es? Webb zeigt minutiös (und mit viel Selbstbewusstsein) auf, wie die Grundlagen zur Enteignung von Wertpapieren geschaffen werden. Das Kernargument ist schnell und einfach erklärt:
- Viele Wertpapiere werden nicht mehr im Aktienbuch des entsprechenden Unternehmens mit dem Namen ihres tatsächlichen Eigentümers eingetragen. Stattdessen stehen dort nur noch die Namen der Depotbanken oder Verwahrstellen. Aufgrund der heute hohen Handelsfrequenzen ist dies wahrscheinlich sogar notwendig. Die Verwahrstellen können so viele Transaktionen intern verrechnen (wenn z. B. Verkäufer und Käufer bei derselben Verwahrstelle sind).
- Im Fall von Notlagen, die nicht durch die Bank verschuldet sind, bei der Sie Ihre Wertpapiere halten, können Ihre Wertpapiere anteilig oder gar nicht bedient werden.
- Systemrelevante Banken bzw. Verwahrstellen werden vorrangig bedient. Diese Mechanismen ergänzen die sogenannte Bail-in-Richtlinie der EU, in der auch Kontoguthaben zur Sanierung von Banken herangezogen werden können.
Die Wahrscheinlichkeit einer Neuordnung des Finanzsystems wächst schnell. Vor kurzem verloren die USA auch von der letzten großen Ratingagentur Moody‘s ihre Bestnote AAA (die sie eigentlich schon seit 20 Jahren nicht mehr verdienen – die Rating-Agentur Standard & Poor’s stufte die USA als erstes 2011 herab, Fitch folgte 2023).
Aktien bleiben die Basis für die langfristige Vermögenssicherung
David Rogers Webb hat mit seiner Recherche wichtige Informationen aufgedeckt. Jetzt daraus den Schluss zu ziehen, alle Wertpapiere zu verkaufen, wäre aber mit Sicherheit falsch.
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass alle Besitzer von Wertpapieren enteignet werden. Dann gäbe es keine sozialen Strukturen und Gesellschaften mehr. Es wäre das Klaus-Schwab-Szenario einer völlig enteigneten Gesellschaft. Davon sind wir zum Glück noch ein großes Stück weg, obwohl diese Gefahr im Hintergrund lauert. Viel wahrscheinlicher ist es, dass punktuell enteignet wird, also Guthaben durch „kontrollierte Explosionen“ vernichtet werden. Das ist auch wesentlich unauffälliger als eine generelle Enteignung.
Warren Buffett hält mittlerweile 1/3 der Marktkapitalisierung von Berkshire Hathaway in liquidem Vermögen und Geldmarktpapieren. Wenn jemand, der eine sehr feine Nase für Risiken hat, so etwas macht, dann ist undifferenzierte Panik fehl am Platz.
Was können Sie tun?
- Aktien (und ggf. sogar Anleihen) sind weiterhin eine solide Basis für die Vermögenssicherung. Es wäre falsch, alles in Edelmetalle umzuschichten. Überprüfen Sie Ihre Vermögensaufteilung und überlegen Sie, ob Sie über genug Krisenversicherung in Form von Gold und Silber verfügen. Zur Vermögensmehrung benötigen Sie weiterhin Aktien.
- Suchen Sie sich möglichst sichere und/oder systemrelevante Banken. Es dürfte sich auszahlen, bei den Handelsgebühren nicht unbedingt sparen zu wollen und statt zu einem Discount-Broker zu einer relativ sicheren und/oder systemrelevanten Bank zu gehen. Auch dann ist das Risiko nicht null, aber doch stark reduziert.
- Es hilft zudem, wenn diese Banken in einem Land sind, das solide ist und wenig verschuldet. Unsere Partnerbanken LLB, Neue Bank und LGT in Liechtenstein erfüllen diese Kriterien.
- Manche Institutionen, wie der große Broker Charles Schwab, bieten an, die Wertpapierpositionen für 250 USD je Position in das Aktienbuch der Unternehmen eintragen zu lassen. Das ist dann natürlich nur für größere Positionen und Langfristanleger geeignet. Zudem müssten Sie sich eine amerikanische Steuernummer anschaffen.
Fazit: Ja, eine Vermögensumverteilung muss kommen und ist schon in vollem Gange (auch die Habeckschen Heizungsgesetze waren eine Teilenteignung von Immobilienbesitzern), aber es ist ratsam, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich differenziert vorzubereiten.
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Auf gute Investments!
Ihr Prof. Dr. Max Otte
Gründer & Chief Investment Officer PI Privatinvestor Kapitalanlage GmbH
Diese Kolumne ist ursprünglich in Ausgabe 23/2025 des Kapitalanlagebriefs DER PRIVATINVESTOR am 5. Juni 2025 erschienen.
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