Buffett baut um

Warren Buffett ist bei seinen Investments nicht gerade für spontane oder vorschnelle Entscheidungen bekannt. Manche Investoren betrachten ihn sogar eher als Zauderer. Anders ist die häufig geäußerte Kritik an den immensen Barbeständen (mehr als 145 Mrd. USD) von Berkshire Hathaway nicht zu erklären. Doch nun ist Bewegung in Buffetts Geldspeicher gekommen, wie immer: etwas anders als erwartet.

Auch im zurückliegenden Jahr hat die Aktie der Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway hervorragend performt. Daran konnten auch die Folgen der Pandemie, das Ende der ultralockeren Geldpolitik sowie Putins militärischer Übergriff auf die Ukraine nichts ändern. Warren Buffetts Investmentstrategie hat sich mit einem Anstieg von mehr als 45 % der Berkshire Hathaway-Aktie B auf Sicht von zwölf Monaten als überragend erwiesen.

Und er bewegt sich doch

Das „Orakel von Omaha“ gibt alle drei Monate Einblicke in das Portfolio seiner Holding Berkshire Hathaway. Wie alle anderen großen institutionellen Investoren ist diese verpflichtet, der US-Börsenaufsicht (SEC) am Ende eines jeden Quartals über sämtliche Beteiligungen Informationen abzustatten. Am 31.12. des vergangenen Jahres war es wieder einmal soweit und der Bericht ist nun öffentlich verfügbar.

Erdöl-Investments stehen im Vordergrund

Im vierten Quartal 2021 hat der Star-Investor seine Investitionen im Hinblick auf steigende Erdöl-Preise ausgeweitet. Wie aus Pflichtangaben an die US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht, hat Buffett im entsprechenden Zeitraum seinen Anteil am Energiekonzern Chevron um über 30 % erhöht. Der Öl-Multi ist damit die neuntgrößte Position von Berkshire Hathaway.

Wie zahlreiche andere Investments von Warren Buffet gilt Chevron als klassische Dividenden-Aktie. Der Konzern zahlt derzeit eine Dividende von 4,2 %. Dies war aber nicht der einzige Grund für Buffett, einzusteigen. Buffett schnappte sich eine erste Position in Chevron bereits im dritten Quartal 2020. Er war davon überzeugt, dass sich die internationale Wirtschaft nach der Corona-Krise wieder relativ schnell erholt. Und damit lag Buffett zumindest im Jahr 2021 schon mal nicht daneben. Der Chevron-Kurs kletterte im vergangenen Jahr um 39 % und performte seit Jahresanfang 2022 bereits um mehr als 45 %. Infolge der Ukraine-Krise stieg der Preis für Erdöl zuletzt deutlich.

Wie eben bekannt wurde, hat Buffet darüber hinaus vor wenigen Tagen seinen Anteil bei Occidental Petroleum um fast 1 Mrd. USD erhöht. Damit befinden sich inzwischen 136,4 Mio. Aktien der US-Ölgesellschaft im Gesamtwert von knapp 7,2 Mrd. USD im Bestand von Berkshire Hathaway. Dies entspricht einem Anteil von 14,6 % an Occidental Petroleum. Bereits Anfang März hatte der Investor 91,2 Mio. Anteilscheine des Unternehmens erworben. Es gibt bereits Spekulationen, Buffett könne an einer kompletten Übernahme von Occidental interessiert sein.

Weitere Zukäufe

Zusätzlich zu den Erdöl-Engagements stockte Warren Buffett zwischen Oktober und Dezember 2021 seine Investitionen in das auf hochwertige Einrichtungen spezialisierte Unternehmen RH, den Hartbodenhändler Floor & Decor Holdings und den Mediengiganten Liberty Sirius XM auf. Daneben tätigte Berkshire Hathaway neue Investitionen in das Medienkonglomerat Liberty Media Formula One, den Entwickler von Computerspielen Activision Blizzard und die brasilianische Bank Nu Holdings.

Activision Blizzard besonders interessant

Die Investition in den Spieleentwickler Activision Blizzard erscheint besonders interessant. Denn sie wurde durchgeführt, bevor die Übernahme von Activision durch Microsoft im Januar veröffentlicht wurde. Buffett hat von dem daraus resultierenden Anstieg der Activision Blizzard-Aktie erheblich profitiert hat. Der Kurssprung der Aktie nach der Veröffentlichung betrug etwa 20 %.

Krisenfeste Zusammensetzung des Berkshire-Portfolios

Warren Buffett hat zuletzt den Anteil seiner Erdöl-Investments massiv aufgestockt. Das dürfte sich im Zusammenhang mit den steigenden Ölpreisen als kluger Schachzug erweisen. Im Umfeld steigender Zinsen sollten sich auch seine defensiven Dividenden-Titel wie Verizon, Coca-Cola und Kraft Heinz relativ gut behaupten. Darüber hinaus dürfte auch das Engagement in der Versicherungssparte bei Berkshire Hathaway nach wie vor für wachsende Cashflows sorgen.

Die starke Konzentration auf Unternehmen in den USA ist ein wichtiges Argument, dass für Berkshire Hathaway spricht. Buffett, der nur wenige Investments außerhalb der Vereinigten Staaten eingegangen ist, engagiert sich dementsprechend wenig bis kaum in Russland, China oder Europa, die vor allem von der aktuellen geopolitischen Krise betroffen sind.


Von Kerstin Franzisi

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