„Aktives Fondsmanagement spielt in diesem unsicheren Marktumfeld seine Stärken aus.“ – Interview mit Prof. Dr. Max Otte

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Das vorliegende Interview führte Prof. Dr. Max Otte mit dem Investmentmagazin Smart Investor. Es wird dort in der Printausgabe 10/2022 erscheinen.

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1) Sie haben in Ihrem 2019 erschienen Buch „Weltsystemcrash“ die zunehmenden Spannungen zwischen China und den USA, den Abstieg der Mittelschicht und die exorbitante Verschuldung der Staaten thematisiert. Jetzt sind wir mit einem Krieg in Europa und explodierender Inflation konfrontiert. Wie geht es weiter?

Leider sind viele meiner Prognosen eingetreten. Durch den Krieg hat sich zum Beispiel die Polarisierung der Welt in eine „westliche“ und „östliche“ politische Sphäre verstärkt. Der Weltsystemcrash muss aber nicht zwangsläufig mit einem Börsencrash einher gehen. Insbesondere die großen Vermögensverwalter haben eine starke Lobby. Es gibt viele Möglichkeiten, wie die Politik oder auch andere institutionelle Akteure in einer wirtschaftlichen Umwälzung die Börsenkurse stützen können.

Seit September 2021, also seit mittlerweile einem Jahr, befinden wir uns allerdings in einem Bärenmarkt. Besonders hart getroffen hat es zu Beginn die Technologiebörse Nasdaq, an der viele Internet- und Technologieunternehmen notiert sind. Letztlich kann sich kaum eine Volkswirtschaft und kaum ein Unternehmen dem aktuellen Einbruch entgegenstemmen. Die Kurse könnten jetzt noch 20 bis 30 Prozent fallen.

Bislang hatten wir noch keine Ausverkaufssituation wie in der Finanzkrise oder während des Corona-Crashs. Eine solche Situation kann durchaus eintreten – angesichts des eskalierenden Kriegs und der bevorstehenden Wirtschaftskrise. Gleichzeitig schmilzt das Geld auf dem Konto dahin. Ein Ende der hohen Inflation ist lange nicht in Sicht. Wie Sie sich hier als Privatinvestor positionieren sollten, kommt ganz auf Ihre individuelle Situation an.

2) Trotz aller Krisen, Sie sind ein Aktienbulle mit Fokus auf werteorientierte Investments und Qualitätsaktien, bei denen ein permanenter Wertverlust sehr unwahrscheinlich ist. Wie gehen Sie bei der Aktienauswahl vor? Können Sie ein Beispiel nennen?

Die richtige Auswahl von Titeln ist das A und O der Aktieninvestition. Es gibt Raketen wie Amazon und Microsoft. Es gibt Rolltreppen wie Novartis oder Nestlé. Mit manchen Aktien – wie zum Beispiel Mercedes-Benz Group und Siemens – fahren Sie Achterbahn. Die Aktien mancher Unternehmen erweisen sich als Treibsand, in dem Ihr Vermögen kontinuierlich versinkt. Dazu gehören die leider die Deutsche Bank und die Commerzbank. Um das Zukunftspotenzial einer Aktie zu bestimmen, genügt aber die Analyse der historischen Kursdaten nicht. Eine positive Entwicklung in den vergangenen Jahren kann ein Indiz auf besondere Fähigkeiten des Managements sein – mehr nicht.

Um allen Faktoren gerecht zu werden, habe ich die Methode der Königsanalyse entwickelt. Dabei werden insgesamt zehn Kriterien aus den Bereichen „Geschäftsmodell“, „Management“ sowie „Bilanzqualität & Kapitalmanagement“ untersucht. Nur Aktien mit einer hohen Punktzahl zwischen 70 und 100 kommen in die Auswahl. Solche Qualitätsunternehmen haben die Eigenschaft, dass sie Krisen und Rückschläge besser verkraften als die schwächer aufgestellten. Damit sind sie eine sehr sichere Langfristanlage. Erfolgt der Kauf zum oder unter dem fairen Wert und 3-5 Jahren Anlagehorizont, liegt die Wahrscheinlichkeit eines dauerhaften Wertverlusts bei unter 3 Prozent.  

3) Der Max Otte Multiple Opportunities Fund (MOMO) hat im August vergangenen Jahres ein Hoch erreicht. Danach ging es deutlich nach unten. Woran lag es?

In unseren Fonds sind wir fast vollständig in Aktien investiert. Es ist daher nahezu unvermeidlich, bei einer Korrektur zunächst mitzugehen. Meine Fonds haben danach jedoch immer wieder die Stärke bewiesen, zügig aus den Tiefs herauszukommen und anschließend neue Hochs zu erreichen. Im Jahr 2021 haben wir entsprechend noch von der Erholung aus der Corona-Krise profitiert und sehr gut abgeschnitten. Laut TIAMN Research gehörten wir zu denjenigen Mischfonds, die sich vom Corona-Crash am besten erholt habe.

Der Rückgang der Fonds ist vor allem auf die Korrektur bei Technologiewerten ab September 2021 zurückzuführen. Auch wir waren zum Beispiel in einige schnell wachsende digitale Plattformen investiert. Physisches Gold, in das wir ebenfalls stark investiert sind, tritt trotz sehr guter Bedingungen auf der Stelle. Unsere Goldpositionen haben den Rückgang zwar gebremst, konnten aber im vergangenen Jahr keinen signifikanten Performancebeitrag leisten. Im Jahr davor war das anders.

Seither habe ich in meiner alten und neuen Rolle als Chief Investment Officer das Portfolio angepasst. Der Fonds setzt nun unter anderem stark Energietitel wie Exxon Mobil und Chevron, Big Tech, Konsumgüterunternehmen und ausgewählte Mid Caps. Aktives Fondsmanagement spielt in diesem unsicheren Marktumfeld seine Stärken aus. Ich bin überzeugt, dass wir in nicht allzu langer Zukunft neue Hochs sehen werden.

4) Welche Assets sind mit Blick auf den Schutz des Kapitals am widerstandsfähigsten?

Aktien von Unternehmen mit krisensicheren Geschäftsmodellen sind angesichts der bevorstehenden Verwerfungen immer noch eine der sichersten Vermögensklassen. In den Fonds der PI Kapitalanlage GmbH halten wir zudem eine kleine Liquiditätsreserve zwischen 10 und 15 Prozent. Damit können wir entsprechend reagieren, falls es tatsächlich zum Ausverkauf kommt. Grundsätzlich bleiben wir stark in Aktien investiert.

Durch kluge Investitionen Kapitalschutz zu erreichen, ist übrigens nicht nur für Profis möglich. Seit vielen Jahren publiziere ich zu Anlagethemen und helfe Privatpersonen, ihr Vermögen sicher zu verwalten. Mein neues Buch „Endlich mit Aktien Geld verdienen!“ erscheint im Herbst. Das Buch stellt Privatinvestoren das nötige Hintergrundwissen bereit, um fundierte Entscheidungen für den langfristigen Vermögensaufbau zu treffen.

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